Projekt Beschreibung
Klimavorteile von Elektroautos nicht abzustreiten
Noch immer zweifeln vereinzelte Studien die überlegene CO2-Bilanz von Elektroautos gegenüber Verbrennern an.
Begründet liegt dies in außer Acht gelassenen Effizienzsprüngen bei der Batterieproduktion und Voremissionen von Verbrennern. Ebenso wird die Lebensdauer von Batterien oft unterschätzt.
ExpertInnen der TU Eindhoven haben diese Falschannahmen nun aufgezeigt und machen deutlich, dass Elektroautos den Verbrennern klimatechnisch überlegen sind.
1. September 2020
Zukunft der Mobilität ist elektrisch
In jüngster Vergangenheit wurden mehrere Publikationen (beispielsweise vom ÖAMTC oder ADAC) veröffentlicht, die die überlegene CO2-Bilanz von Elektroautos gegenüber Verbrennern in Frage stellen. Die TU Eindhoven hat nun die Annahmen dahinter analysiert. Diese weisen eine Reihe gravierender Mängel auf. Aus diesem Grund haben die ExpertInnen aus Eindhoven selbst Berechnungen angestellt. Die Erkenntnis: Schon jetzt verursacht ein Elektroauto nur die Hälfte der CO2-Emissionen eines vergleichbaren Verbrenners. Dank technologischer Fortschritte könnten sich die CO2-Emissionen künftig auf nur mehr ein Zehntel der Treibhausgasemissionen eines Verbrenners belaufen.
Effizienzsprünge bei Batterieproduktion nicht beachtet
Warum kommen die StudienautorInnen aus Eindhoven zu diesem Ergebnis? Weil sie vier wesentliche Fehlannahmen aus verbrennerfreundlichen Studien widerlegen. Diese ziehen bei der Berechnung der Gesamtemissionen von Elektroautos häufig veraltete Zahlen für die Batterieherstellung heran. Eine Studie aus dem Jahr 2017 ging beispielsweise noch von 175 kg CO2 pro kWh für die Batterieherstellung von Elektroautos aus. Dass diese Studie 2019 aktualisiert wurde, wird leider häufig außer Acht gelassen. Laut der aktuellen Version der Studie fallen bei der Batterieproduktion nur mehr etwa 85 kg CO2 pro kWh an. Das entspricht in etwa der Hälfte. Weitere aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass im Durchschnitt nur mehr etwa 75 kg CO2 pro kWh bei der Batterieherstellung ausgestoßen werden. Legt man diese neuen Erkenntnisse den Berechnungen zur CO2-Bilanz von Elektroautos zu Grunde, verschiebt sich das Ergebnis deutlich zu Gunsten der Elektromobilität.
Lebensdauer der Batterien unterschätzt
Außerdem zeigt sich: Veraltete Studien, die dem Elektroauto einen höheren CO2-Ausstoß unterstellen, gehen meist von einer sehr geringen Lebensdauer der Batterie aus. Diese wird anschließend einer möglichst hohen Lebensdauer von Verbrennermotoren gegenübergestellt. Neue Studien zeigen allerdings, dass Batterien mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 500.000 km wesentlich robuster sind als bisher angenommen. Im Gegensatz dazu beträgt die Haltbarkeit von Dieselmotoren etwa 300.000 km.
Voremissionen außer Acht gelassen
Einen weiteren Kritikpunkt stellt die selektive Auswahl von Treibhausgasemissionen bei der Ökobilanzierung dar. Bei Elektroautos wird jedes Gramm CO2 – vom Rohstoffabbau bis hin zur Entsorgung – in Berechnungen berücksichtigt. Bei Verbrennern geht man hier laut TU Eindhoven hingegen wesentlich selektiver vor. Beispielsweise wird stets außer Acht gelassen, dass die Produktion von Diesel und Benzin mit erheblichen Treibhausgasemissionen verbunden ist. Bezieht man diese in die Berechnungen ein, erhöht sich der CO2-Ausstoß von Verbrennern um ca. 30% pro Liter.
Kein Blick in die Zukunft
Einer der größten Faktoren bei der Bewertung verschiedener Antriebstechnologien ist der technologische Fortschritt. Auch dieser wird bei verbrennerfreundlichen Studien häufig außer Acht gelassen. Die Verbrennertechnologie ist bereits sehr ausgereift. Hier ist auch künftig mit keinen großen Technologiesprüngen mehr zu rechnen. Der Elektroantrieb hingegen ist eine sehr junge Technologie. Der technologische Fortschritt kennt hier noch keine Grenzen. Neben Effizienzsprüngen bei der Produktion wird auch die Umstellung auf erneuerbare Energieträger über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg maßgeblich zur Klimafreundlichkeit der Elektroautos beitragen. Allein in den letzten zwei Jahren konnte die Effizienz bei der Batterieproduktion verdoppelt werden. Empirische Daten zeigen, dass auch in Zukunft von einem ähnlichen Trend ausgegangen werden muss.
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